Nach dem der Schwan mithilfe des Märchens vom hässlichen Entlein nun wunderschön zu sein scheint, ist er doch zutiefst unzufrieden mit sich. Also ab mit dem Boyfriend Prinz und dem besten Freund Hahn in eine richtige Makeover-Show. Dort treffen die Freunde auf die fabelhafte Moderatorin Lilly van de Lillefeld, welche sie durch großartige, nahezu weltveränderte Challenges führt, auf dem Weg zum Traum – Makeover.
Mit dieser Geschichte changiert die Inszenierung zwischen krudem Objekttheater, Show-Charakter und Introspektive gestützt durch Interviews. Auch wenn es eine Komödie mit dem Hang zum feinsten Trash ist, wird die Bitterkeit und Einsamkeit der Menschen in ihren Selbstverbesserungswünschen nackt aufgezeigt.
TokToy – ein Theaterkollektiv mit Paulina Bittner, Maikel Drexler, Anna-Sophie Fritz, Paul Hentze, Moritz Schaller
Text: Anna-Sophie Fritz, Elias Kosanke
Regie: Friederike Förster
Kostüme: Sophie Peters
Musik: Moritz Schaller
1. Preis
Makeover
I just want my own Fairytale come true
von TokToy
Jury: Hier sind ein paar junge Menschen, die uns etwas zu sagen haben, die sich tiefgreifend eines Themas annehmen und es aufbrechen, drehen wenden, einkreisen, sich erspielen mit den verschiedensten Mitteln ihrer unterschiedlichen Handwerke, die sich gegenseitig befruchten, anstecken, bereichern in ihrer Ausdrucksformen und dabei einen hohen Anspruch haben an Präzision, Qualität , Genauigkeit, sowohl im Spiel als auch in der Ausstattung, bis in jedes Detail. Die Lust, Spaß und Witz haben, aufeinander zuzugehen und sich auszutauschen, die Grenzen Ihrer Kunstformen zu überschreiten und bezaubernde Momente schaffen wie eine ganze Entenfamilie aus Getränkekartons und Flaschen, die genauestens gewählt und bespielt werden – bis zur „Innocent“ Flasche für das „hässliche Entlein“. Wie in einem ein Vexierspiegel werden in überraschenden Wendungen Gewissheiten in Frage gestellt, gleich mehrere inhaltliche Klammern bilden den Rahmen der Handlung, die ganz zum Schluss wieder da ankommt, wo sie begonnen hat und uns den Ausgangspunkt der Erkundung erschliesst. „Wer bist Du“ bleibt als beharrliche Frage stehen, die weit über das hinausgeht, was als Auseinandersetzung über Schönheitsnormen und Anpassung begonnen hat. Bekannte Formate wie das Märchen vom hässlichen Entlein oder eine Selbstoptimierungsshow werden auf den Kopf gestellt und frech für aktuelle politische Diskurse geöffnet.
Mit dabei sind immer ein Akkordeon und andere instrumentale Überraschungen.
Claudia Roick und Nicole Tschaikin (Gesang); Dennis Weijers (Akkordeon)
2. Preis
Time Travel Bitches
Baroquebitches on the road
Jury: Zwei Künstlerinnen, die den Mut haben, das gewohnte Terrain zu verlassen um auf die Straße zu gehen, Zitat: „Wir bringen die Berliner Pflastersteine zum Orgasmus mit unseren Opernstimmen“ – die über sich hinaus wachsen und neue, andere, Talente einbringen – Geigenspiel, Kastagnetten, Rythmus – wir hatten großen Genuss an der Konzentration, dem Mut, auch der Wildheit, spielerische Momente zu schaffen, aus denen die Arien entwachsen. Tolle Kostüme, tolle Ausstattung, eigene, neue Interpretationen und ein ganz eigener Zugang zu klassischen Arien wurde sich erspielt, mit Witz und Spaß. Die Time Travel Bitches holen Nicht-Opernfans ab und herein in die Welt der klassischen Arien mit Humor und Charme – Und dabei bleibt es nicht. Mit dem Lied über den Tod von Claudia Roick wird ein ganz anderer, weiter großer tiefer Raum aufgemacht und die Zartheit des „Rendevous“ am Ende entlässt uns berührt und bewegt.
Das Opernvarieté-Theater mit viel Sinn und Unsinn. In gut 90 Minuten durchleben Bitches und Publikum halsbrecherische Zeitreisen durch alle möglichen und unmöglichen Barockuniversen, bei denen schon einmal die eine oder andere Lage Tüll reisst oder die Korsage klemmt. Niemand kann sich mehr sicher sein, auf wen er hier trifft: von Barockdiva bis Mozart ist alles möglich und sorgt für einige Verwirrung der Identitäten. Mit viel Witz, Tränen und atemberaubenden Opernduetten werden sich die Bitches streiten, lieben, vertragen und sonst so tun, was man eben tut, wenn man BaroqueBitch ist.
Pommesbudenbesitzer Knut erzählt die turbulente Geschichte seiner Nachbarn, den Fischers: Habt ihr schon mal in einem Eimer gewohnt? Das ist eng und dunkel und man läuft immerzu im Kreis. Das nervt! Ilsebill, die Frau vom Fischer, muss die ganze Zeit in diesem Eimer leben. Piet, ihr Mann, der Fischer, ist meistens draußen auf dem weiten Meer und angelt. Eines Tages begegnet er einem sprechenden Fisch. Der kann zaubern. Alles was man will und noch viel mehr! Ilsebill wird immer schöner und reicher, das Meer immer dreckiger und stürmischer, und Piet sagt nix. Oh, oh…
Mit Max Howitz | Regie: Rico Wagner | Musik: Max Howitz
3. Preis
Der Fischer und seine Frau und Knut
Jury: Mit einem Feuerwerk an Ideen und liebevollen Details begeisterte Max Howitz junge und erwachsene Zuschauer. Wild, frech, originell fegte er Konventionen weg und katapultierte mit seinem anarchischen Spiel die alte Geschichte vom Fischer und seiner Frau in die moderne neoliberale Konsumwelt. Die Kinder hatten Spaß, wurden behutsam einbezogen und als Spieler auf die Bühne geholt, es gab sprachliche und spielerische Kostbarkeiten auch für Erwachsene wie die „PET“ Aufschrift auf Piets Eimer-Behausung oder den „Immobilienhai“, der der Butt doch nicht ist, der wiederum fix und erstaunlich aus einem Zollstock gezaubert wurde. Wir stehen mit Knut am Strand, im Meeresrauschen aus dem tonlosen Schnaufen des Akkordeons und bangen um die kleine Nussschale vom Fischer, auf die der große Aida – Pott zu walzt und staunen über die Bühne, die plötzlich aus einem umgedrehten Karton entsteht und feinst bespielt wird in der Enge des schon wieder zu kleinen nagelneuen Hauses, mit Fahrstuhl, Treppe und Vorgarten.
Alles, was wir wollen
Eine Stückentwicklung der Schauspielstudierenden
des 1. Jahrgangs der HMT Rostock
mit Noemi Clerc, Paula Conrad Hugenschmidt, Laura Fouquet, Thomas Hold, Bastian Inglin, Leander Linz, Oktay Önder, Yannic Teichgräber, Josephine Thiesen, Rebecca Thoß
Wir haben uns unter über 600 Bewerber durchgesetzt, die Vorsprechzeit sitzt uns noch in den Knochen und dann sind wir plötzlich Schauspielstudenten. Und ein Ensemble. Die ersten Monate des Studiums waren ein einziger Wirbelsturm, in denen wir uns viel mit unsauseinandergesetzt haben. In diesem scheinbar willkürlich zusammengewürfelten Haufen an zehn unterschiedlichen Menschen, mit komplett verschiedenen Erwartungen und Vorstellungen haben wir uns gefragt; was wollen wir eigentlich? Von diesem Studium. Und vom Theater. Und von der Kunst im Generellen. Und vom Leben. Da sind wir nun also, hin- und hergeworfen zwischen Reizüberflutung und Grenzerfahrung. Scheitern und Forschen. Experimentieren und Wagen. Und ja, auch Partys hin und wieder. Was bleibt? Der unbändige Drang zu Spielen. Eine Flucht durch wild durcheinander geworfene Texte quer durch die gesamte Theaterliteratur der letzten Jahrhunderte und eigenen Texten. Was wir wollen? Alles. Ein Fest. Ein Rausch. Ein Erlebnis. Aber bestimmt keine Antwort.
Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder
Lieder und Chansons aus dem Exil
Die Damen und Herren Daffke
„[…] Kein Heim, ein Exil soll das Land sein, das uns da aufnahm.” (B. Brecht: Über die Bezeichnung Emigranten)
Das Berlin der 20er Jahre. Nach der Starre und Strenge des preußischen Kaiserreichs herrscht nun Freizügigkeit in der Hauptstadt der Weimarer Republik. Raus aus dem Korsett, rein ins Charleston-Kleid. Ein turbulenter Unterhaltungsbetrieb bestehend aus Tanzlokalen und Bordellen, Varietés und Kabaretts entwickelt sich, parallel dazu wächst das Elend in den Arbeitervierteln. Der Tanz auf dem Vulkan endet abrupt an einem Freitag im Jahr 1929. Börsencrash. Aufstieg der Nationalsozialisten. Viele Menschen verlassen ihre Heimat Deutschland und fliehen.
Mit den Chansons und Liedern von Hollaender, Weill, Abraham, Heymann und Eisler erzählen Die Damen und Herren Daffke Geschichten von kleinen Mädchen, Huren, Dandys und dem spießigen Kleinbürger. Sie schütteln den Staub von Paillettenkleidern und Federboas und wagen den Blick unter die Glitzerschicht, in die Abgründe einer wilden Umbruchszeit.
DUE CON RAD (4+)
Straßentheater mit Sophie Ammann und Tashina Mende
Regie: Sophie Ammann und Tashina Mende
Zwei Frauen, unterwegs mit dem Rad, ihrer Energiequelle. Lassen Sie sichüberraschen von zwei lebenden Akkus. Ein rollendes Theater auf der Straße. Immer auf der Hut, nicht die Kraft zu verlieren oder aber vor lauter Energie schier durchzudrehen. Immer schneller, höher, weiter … doch dann? Mit Pantomime, Sprachwitz und Musik nehmen die zwei lebenden Akkus Sie mit auf eine spannende Spritztour zwischen Trägheit und Antrieb!
JURY
Martina Bade
Teresa Lucia Forstreuter (Tänzerin und Choreografin)
Sonja Hilberger (Schauspielerin)
Sven Lange (LAFT MV)
Dörte Kiehn (LAFT MV)