Miss Allies Herz sprang vor einiger Zeit in die Toilette.
Sie sprang hinterher, um das Herz herauszuholen, doch konnte sie es nicht finden.
Ein gelbes Pferd mit lila Punkten und einer Mähne aus Musik kam der kleinen Miss Allie zur Hilfe und ritt mit ihr aus der Kanalisation. Seitdem erkunden sie zusammen die Welt.
Miss Allie – die kleine Singer-Songwriterin mit Herz – stellt ein Programm aus selbstgeschriebenen vorrangig deutschen aber auch englischen Texten vor.
mit Miss Allie
1. Preis
Miss Allie – mein Herz und die Toilette
Jury: Hier wird man als Zuschauer von der ersten Sekunde an eingebunden und mitgenommen, hier sind Kopf und Herz gleichermaßen angesprochen, hier füllt jemand den Raum und bezaubert mit einer so unangestrengten Natürlichkeit und Bühnenpräsenz zugleich, dass man man aus dem Staunen nicht heraus kommt. Alles, was sie tut, hat sie sich selber geschrieben und beigebracht, sie wirkt völlig aus sich heraus, dabei ganz ohne plumpe Gags und Ranschmeißerei. Die inhaltliche Klammer um das Ganze, die Suche nach ihrem verlorengegangenen Herzen, könnte in anderer Verarbeitung larmoyant oder trivial erscheinen, ihre Lieder sind es nicht. Sie zeigen ein schönes, eigentlich zartes Wesen, das sich mit Witz und Frechheit doofer Rollenbilder erwehrt, Frauen aus der Seele singt und Männer ebenso umwirbt wie vorführt. Hier und da ist sie offen politisch, indirekt und in einem weiteren Sinne fast immer. Da sie zugleich aber jeden im Publikum als Menschen auf Augenhöhe anspricht und selbst als Mensch erkennbar ist, nimmt ihr niemand etwas krumm; selbst üblicherweise fürchtenswerte Mitsing-Rituale werden unter ihrer freundlichen Führung zum fröhlichen Happening. Und das wirkt sogar noch fort, wenn sie sich umziehen geht – das muß ihr erstmal jemand nachmachen. Der einzig mögliche Einwand gegen eine Preisvergabe in diesem Rahmen, den man als guter deutscher Schubladendenker haben könnte, daß sie nämlich eher in die Kategorie Singer/Songwriter gehört, kann höchstens die Veranstalter treffen, die für die Vorauswahl verantwortlich sind – wer teilnimmt, darf schließlich auch gewinnen. Wir sind glücklich, daß das Herz am Ende wieder da ist, denn es wird dringend gebraucht, im Privaten, in der Welt und im Theater.
2. Preis
Däumelinchen
Jury: Ein gutes Beispiel dafür, daß es nicht viel äußeren Aufwand, sondern nur ein klares Konzept und originelle Einfälle braucht, um die Phantasie junger wie alter Zuschauer gleichermaßen zum Fliegen zu bringen. Die Geschichte ist gut durchdacht und lebendig erzählt, die vielfältigen Mittel – Sprache, Gesang, Bewegung, Musik, Puppen- und Schattenspiel – werden souverän gehandhabt und fügen sich unaufdringlich zu einem Gesamtwerk von poetischer Leichtigkeit. Hut ab nicht nur vor einem kleinen Wesen, das seine Eigenständigkeit zart, aber entschieden gegen allerlei Vereinnahmung behauptet, sondern auch vor den Gewinnern des Preises: Franziska Hoffmann und Joel Grip!
Herr Schwalbe und Frau Schneider kennen sich nicht, trotzdem erzählen sie gemeinsam die Geschichte von Däumelinchen. Daumengroß, wunderhübsch und liebenswert wird Däumelinchen herumgereicht. Ob Kröte, Maikäfer oder Maulwurf, jeder glaubt das Mädchen besitzen zu können. Doch Däumelinchen hat eigene Wünsche!
mit und von Franziska Hoffmann und Joel Grip am Kontrabass
Jonathan Boudevin, Johannes Wieners, Dario Guerrero, Martin Strating, Annika Westlund
3. Preis
Der Kirschgarten
von Anton Tschechow deutsch von Thomas Brasch
Jury: „Der Kirschgarten“ kommt zu Anfang recht holzschnittartig daher, Tschechows psychologische Figurenzeichnung wird durch anarchische und clowneske Regieeinfälle aufgebrochen. Umso überraschender kommen dann doch noch feinere Charakterzeichnungen und interessante schauspielerische Momente zum Tragen, der Abend steigert sich im Verlauf zu spannender Dichte.
Kommen Sie mit nach Russland. Erleben Sie, wie Ljubow Andrejewna Ranjewskaja versucht das Haus ihrer Kindheit und den wunderschönen Kirschgarten zu retten. Könnte sich nicht alles von ganz allein in Wohlgefallen auflösen? Fröhlich und gut gelaunt tanzt die Gesellschaft dem Untergang entgegen. Nicht nur die Tage des Kirschgartens, auch die einer ganzen Epoche sind gezählt. Wie der Kirschgarten, der längst keine Früchte mehr trägt, ist auch der alte russische Adel nutzlos geworden.
mit Studenten des 3. Studienjahres der Theaterakademie Vorpommern
Regie: Swentja Krumscheidt
Ausstattung: Kathlina Anna Reinhardt
3. Preis
Amors Dilemma
Jury: “Amors Dilemma“ erzählt im engeren und weiteren Sinne von Liebe und entdeckt dabei die ganze staunenswerte Vielfalt von Puppen- und Objekttheater. Daß dabei inhaltlich und handwerklich unterschiedlichen Level erkennbar sind, ist für Schauspielstudenten im 2. Studienjahr selbstverständlich – nicht selbstverständlich und preiswürdig ist neben den durchweg amüsanten und teils auch berührenden Geschichten der Ensemblegeist und das ausgewogene Verhältnis von Kreativität der Studierenden und feinfühliger Anleitung durch die Lehrende.
von Puppen und Menschen
Amor ist alt geworden. Einmal noch muss er seines Amtes walten. Doch wo soll man da bloß anfangen? Der eine liebt die Arbeit, der nächste liebt die Ruhe und wieder andere den Alkohol. Dann ist da auch noch die Konkurrenz. Für wen also ist der letzte Pfeil der wahren Liebe bestimmt? Ein Dilemma.
Ein lockeres, szenisches Abend-Programm über das Leben, die Liebe, den Tod und was es sonst noch zu erzählen gibt; dargestellt mit Figuren, Objekten und Schauspiel.
mit Studenten des 2. Studienjahres der Theaterakademie Vorpommern
Leitung: Jana Sonnenberg
MIA 13+
von Nick Wood deutsch von Anja Tuckermann und Guntram Weber
Eine junge Frau platzt ins Klassenzimmer. Mit einer Mischung aus Unsicherheit und Bestimmtheit beginnt sie, Geschichten zu erzählen. Ihre Tasche ist voller Krimskrams und zu jedem Gegenstand scheint Mia eine passende Geschichte spinnen zu können. Schwieriger ist es für Mia, ihre eigene Geschichte zu erzählen, denn sie ist eine Roma, eine Zigeunerin, die vor einigen Jahren mit ihrer Familie vor dem Terror auf dem Balkan nach Deutschland geflohen ist.
mit Lydia Wilke |Regie: Fabian Ranglack
Regie: Naomi Boyce
Ausstattung: Inga Aleknaviciute
Produktionsassistenz: Hatice Balkaya
BRAUN
von Luna Ali
Was ist, wenn wir uns nicht mehr verstehen, weder einander, noch uns selbst? Habe ich die Sprache unter Kontrolle oder sie mich? Ist Sprache nur ein menschliches Werkzeug oder ein eigenständiges Lebewesen? Mit diesen und weiteren Fragen, setzt sich Luna Alis Text „braun“ auseinander. Er ist Erzählung, Monolog, Dokumentation, Interview, Reportage und Stream of Consciousness zugleich und befasst sich mit der Sprache als verbindendes bzw. abgrenzendes Medium in jedweder zwischenmenschlichen Beziehung wie auch in der Kunst.
mit Schauspielkollektiv ProtokollB – Carolin Kipka, Anna Tilling, Dürten Thielk
FOLIFOLI_III. INTERHUMAN
Materialperformance
All das Gelaber! RUHE! Licht! Pantomime. Tanz. Performanz. Animation. Wiederholung. All das Gelaber! Transformation. Wir riskieren etwas. Wir unternehmen diesen Wahnsinn und kommen mit nichts nach Rostock. Mit nichts, außer unserer Verrücktheit und unbändigen Spiellust. Nackt. Folie. Das sieht schön aus. Oui!
mit Caroline Kühner und Max Howitz
Regie: Rico Wagner
Regie: Fabiola Kuonen
Video: Sean Keller
Musik: Lorin Brockhaus
(eine Koproduktion mit der HMT Rostock)
PHILOKTET
von Heiner Müller
Die Handlung des Stückes setzt ein, nachdem der trojanische Krieg bereits zehn Jahre lang wütet und den Griechen bewusst wird, dass Troja nur mit Philoktets Hilfe eingenommen werden kann. Dieser wurde jedoch auf dem Hinweg nach Troja von Odysseus auf der Insel Lemnos ausgesetzt. So begeben sich Odysseus und Neoptolemos zurück nach Lemnos, um Philoktet und seinen Bogen nach Troja zu bringen. Daraufhin folgen Täuschungen und Instrumentalisierungen, jede Figur sieht die anderen nur als Mittel zum Zweck.
mit Cyril Hilfiker