2. Preis
„Paperlicious“
Ein absurdes, kafkaeskes Bürouniversum aus Papier
Die Schreibtische, die Gegenstände, die Geräusche, sogar die weißen Häute von den zwei clown-artigen Protagonistinnen – alles scheint aus Papier zu sein. Diese Bürowelt ist seit Hunderten von Jahren in ihrer Einförmigkeit dieselbe, durch einen alles sehenden Chef kontrolliert und sie sollte auch so bleiben – bis eine kleine Stimme unerwartet erklingt. Die Stimme kommt von einem weißen Blatt. Es erwacht, verwandelt sich in eine kleine Puppe, die eine andere Welt öffnet, eine Welt, in der Entdeckungslust und Verspieltheit herrschen.
Paperlicious ist eine Geschichte über das Finden und Umsetzen von innerer Kreativität.
Regie I Puppenspiel: Evi Arnsbjerg Brygmann und Bianka Drozdik
Szenografie I Puppen: Andrea Lindeneg
Musik: Christoffer Høyer
Die Jury
Eine dystopische Grundstimmung in dem weiß grauen Büro mit fast zombiehaft agierenden Menschen bricht auf durch ein Blatt Papier. Erst vorsichtige und kleine, sehr poetische Bewegungen, die sich vergrößern, erzeugen eine Lawine der Selbstermächtigung. Die enorme Präzision der Spielerinnen, die virtuose Körperlichkeit, oft synchron, lässt wenig aus und ist beindruckend. Da kommt etwas ins Rollen. Das erdrückende Machtsystem, die Konformität, der sich verselbstständigende Alltag, die Sehnsucht nach Sinnhaftigkeit, die inneren und äußeren Dämonen, das Sehnen nach zu Hause, der Drang nach Freiheit und dann der Ausbruch daraus. Dann verhandeln die immer lebendiger werdenden Wesen, die Gewalttätigkeit in der Normalität, die offenbleibenden Fragen, die Angst, die Ohnmacht und die Hoffnung, den Mut und die Aktion. Sie handeln. Können Sie mit der neuen Freiheit umgehen? Eine Grandiose Idee mit virtuosem Spiel lebendig und verstörend umgesetzt, durch hervorragenden Sound und Licht vergoldet. Und- alles ohne ein einziges gesprochenes Wort.
Fotos : Beate Nelken